Die Dr. Moroni Stiftung war vom 30. Mai bis 02. Juni 2017 zum 2. Mal gemeinsam mit weiteren 44 BonnerInnen auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Katja Dörner vom BÜNDINS 90 / DIE GRÜNEN in Berlin. Die politische Bildungsfahrt wurde vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung organisiert und dient allgemein der kulturellen, historischen, aber vor allem der politischen Bildung.

Peschua (19), Hausser (19), Markus (19), Aryan (18) und Hicham (19) haben eins gemeinsam: Alle haben einen Migrationshintergrund und vor Antritt der Reise noch keinerlei Bezug zur Politik. Auch von ihrem Wahlrecht hat bisher noch keiner Gebrauch gemacht. Begleitet von Ramy Azrak, dem Leiter der Dr. Moroni Stiftung, waren sie Teil einer bunt gemischten Reisegruppe und insgesamt vier Tage in Berlin. Das Ziel der Dr. Moroni Stiftung ist es, den jungen Menschen das Thema Politik unter anderem durch solche Bildungsreisen näher zu bringen und ihnen zu vermitteln, warum sie ein Teil unseres demokratisch verankerten Systems sind, für das sie sich einsetzen sollten. Ob uns dies gelungen ist? Ein Erlebnisbericht von Peschua, angehender Abiturient aus Tannenbusch über die vier Tage in Berlin:

Ich bin Peschua, 19 Jahre alt und wurde von Ramy Azrak und der Dr. Moroni Stiftung eingeladen, an der Bildungsreise von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN teilzunehmen, um mehr über die Politik der Bundesrepublik Deutschland zu erfahren. Berlin war für mich sehr spannend und abwechslungsreich. Meine Eindrücke über die vier Tage im Folgenden:

Dienstag:

Die Hinfahrt am Dienstagmorgen mit der großen Gruppe war sehr unterhaltsam und wir haben schon die ersten Kontakte zu anderen Teilnehmern knüpfen können. Zu verdanken haben wir das dem netten Organisator der Reise, Holger Koslowski. In Berlin angekommen wurden wir am Nachmittag von unserem Reiseführer Klaus, der sich auf Facebook übrigens „Weihnachtsmann Berlin“ nennt, freundlich empfangen und hatten im Anschluss in einem komfortablen Bus unsere erste interessante und zugleich lustige Stadtrundfahrt. Im Anschluss hatten wir in Friedrichsheim unsere erste Pause. Was isst man als erstes, wenn man zum ersten Mal in Berlin ist? Döner! Wir haben in einem Kebab Haus den „Berliner Döner“ getestet. Mein Fazit: Echt lecker und empfehlenswert! Danach fuhren wir zur Deutschen Gesellschaft e.V. Dort diskutierten wir gemeinsam mit einem Referenten über das Thema „Demokratie“. Für uns Jugendliche war es nicht leicht der Diskussion zu folgen und an manchen Stellen auch etwas zäh, aber trotzdem interessant. Am frühen Abend haben wir auf der Spree bei einer Bootstour zu Abend gegessen und durften nach dem Anlegen auf eigene Faust Berlin entdecken.

Mittwoch:

Die erste Nacht im Gates Novum Hotel in Charlottenburg war sehr angenehm. Das Frühstück war reichhaltig und um 10.00 Uhr fuhr der Bus pünktlich für die zweite Stadtrundfahrt ab. Im Anschluss besuchten wir die Bundesgeschäftsstelle BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN. Dort erfuhren wir durch die Leiterin der Geschäftsstelle wofür die Partei steht und diskutierten mit ihr über die Legalisierung von Cannabis, Waffenexporte und Integrationspolitik. Mir gefallen im Großen und Ganzen die Werte der Grünen und insbesondere der Einsatz für die Integration von Flüchtlingen. Im Anschluss fuhren wir zur Landesvertretung NRW, wo wir nach dem Mittagessen erneut einen trockenen Vortrag zum Thema „Landespolitik“ erhielten. Das hätte etwas interessanter gestaltet werden können, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Um 15.30 Uhr fuhren wir dann mit der Gruppe zum Potsdamer Platz, wo ich mit unserer Kleingruppe erst einmal eine kleine Shopping Tour startete. Den Abend durften wir frei gestalten. Nach einer kurzen Pause im Hotel haben wir in der Nähe den Abend dort in einer Shisha-Bar ausklingen lassen.

Donnerstag:

Der Morgen fing genauso an wie am Vortag. Gestärkt nach dem Frühstück erlebten wir den dritten Teil der Stadtrundfahrt, machten einen kleinen Abstecher an der ehemaligen Berliner Mauer und verbrachten auf dem Hackeschen Markt individuell den Rest der Zeit. Im Anschluss ging es in ein bekanntes Steakhouse, um dann gestärkt zum Deutschen Bundestag zu fahren. Nach umfangreichen Sicherheitskontrollen durften wir im Plenarsaal live eine Debatte über Rentenpolitik erleben und Entscheidungen der Fraktionen über verschiedene Gesetzesentwürfe. Es war schwierig, den Diskussionen zu folgen, aber zumindest habe ich erstmals verstanden, wie komplex und anstrengend Politik wirklich ist und schätze mittlerweile die Arbeit der Politiker. Nach diesem Input gingen wir gemeinsam in einen kleinen Sitzungsraum, wo uns die Bundestagsabgeordnete Katja Dörner empfing. Sie erzählte uns von ihrer Arbeit in Bonn und in Berlin, wie sie in der zweiten Legislaturperiode mittlerweile mehr Verantwortung übernommen hat und Themenbereiche, wie z.B. Kinder, Familie und Gesundheit in der Fraktion koordiniert. Ich war sehr überrascht als sie uns um kurz nach 17.00 Uhr erzählte, dass sie häufig noch bis 23.00 Uhr Sitzungen besucht und von morgens früh bis nach Mitternacht arbeitet. Besonders sympathisch fand ich, dass Katja Dörner aufgrund ihrer Familie für die Position als Spitzenmandatin nicht angetreten ist und somit ihre Familie klar an erste Stelle stellt. Unser Abend war vergleichsweise zu Frau Dörners Abend nicht wirklich anstrengend. Voller Eindrücke machten wir uns nach einem Fototermin gegen 19.00 Uhr auf zum Potsdamer Platz. Dort speisten wir alle gemeinsam in einem indischen Restaurant und ließen den tollen Tag Revue passieren.

Freitag:

Am Freitagmorgen mussten wir, da es der letzte Tag der Bildungsfahrt war, früher aufstehen, um unsere Taschen zu packen und vor der Abfahrt zu frühstücken. Um 09:30 fuhren wir vom Hotel ab und machten uns auf in Richtung Brandenburger Tor, wo wir frei entscheiden konnten, wie wir den Vormittag verbringen. Als erstes machten wir Bilder und Selfies vor dem Brandenburger Tor und genossen das schöne Wetter mit einer eiskalten Cola. Anschließend gingen wir zur nahgelegenen Gedenkstätte „Holocaust Mahnmal“. Der Gedanke, dass jeder Stein für einen ermordeten Juden steht, hat mich zum einen traurig gemacht und zum anderen auch mit Ehrfurcht erfüllt. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Es war schön zu sehen, dass viele Menschen da waren und sich mit der Gedenkstätte beschäftigt haben. Wir wurden sogar von einem fremden Gruppenleiter eingeladen und konnten ihm Fragen zur deutschen Vergangenheit stellen. Ehrlicherweise wusste ich bis dahin nicht, wofür die „Steine“ stehen. Ich dachte es sei ein abstraktes Kunstwerk. Ich bin froh, mehr über das Mahnmal erfahren zu haben. Um 12.00 Uhr trafen wir uns mit der großen Gruppe im „Antica Lasagneria il punto“ zum Mittagessen. Am Tisch habe ich mit ein paar älteren Teilnehmern über die gesamte Bildungsfahrt unterhalten. Es war ebenfalls schön, mitzubekommen, dass viele andere Teilnehmer durch die Reise neue Kontakte geknüpft haben und schöne Erinnerungen sammeln konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir zum Berliner Hauptbahnhof, von wo wir die Rückfahrt nach Bonn antraten und uns nach einer erholsamen Fahrt am Bonner Hauptbahnhof von der Gruppe verabschiedeten.

Die Politische Bildungsfahrt hat mich zum einen dazu gebracht, in Zukunft wählen zu gehen und zum anderen die Arbeit der Politiker zu respektieren und zu schätzen. Ich empfehle Jugendlichen in meinem Alter diese Fahrt weiter, da sie nicht nur Spaß gemacht hat, sondern allen Teilnehmern einen Anreiz gibt, sich für Politik zu interessieren und vor allem auch zeigt, wie spannend es ist, an politischen Veranstaltungen teilzunehmen. Desweiterem ist es sehr schön, dass viele Teilnehmer dieser Fahrt und ich die Möglichkeit hatten, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam viel Spaß hatten, Neues zu erleben. Abschließend möchte ich mich besonders bei Katja Dörner, Holger Koslowski und dem Team BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN, als auch bei der Dr. Moroni Stiftung für die Einladung nach Berlin bedanken. Die Fahrt hierher werde ich so schnell nicht vergessen!

Gez. Peschua