Nach etwas mehr als vier Jahren unseres Bestehens war es für uns an der Zeit, das Bildungszentrum in einem partizipativen Prozess neu zu gestalten: https://dr-moroni-stiftung.de/neues-design-fuer-unser-herzstueck/

Das Herzstück in unserer 130qm großen Einrichtung sollte ein großes, neues Wandtattoo werden. Ein echter Blickfang beim Betreten der Räumlichkeiten mit der Botschaft, wofür die Dr. Moroni Stiftung steht. Unsere bisherige Markenbotschaft „Integration und Bildung“ war 2016 bei der Gründung der Stiftung ein zeitgemäßer und sehr verständlicher Slogan. Gemeinsam mit unseren Jugendlichen haben wir uns beim Rebranding für fünf Begriffe entschieden, die unsere Philosophie beschreibt. Dabei ist Bildung immer noch eine zentrale Säule unserer Stiftungsarbeit.

Die fünf (neuen) Säulen der Dr. Moroni Stiftung

Der Begriff „Integration“ ist rausgefallen, war aber in der Zeit der Grenzöffnung und Willkommenskultur 2015 und 2016, als sehr viele Neuankömmlinge ihre neue Heimat in Deutschland fanden, sehr passend. Wir haben es gesamtgesellschaftlich geschafft, die Menschen zu integrieren. Deutschlandweit gab es große Anstrengungen den Menschen zu helfen. Wir haben Kleidung gespendet, Sprachtandems gebildet, interkulturelle Veranstaltungen ins Leben gerufen, bei Behördengängen und Papierkram geholfen, bei der Wohnungssuche unterstützt, einen Schulplatz für die Kinder gesucht und vieles mehr. Wir haben aber auch erwartet, dass sich die Menschen an „unsere“ Regeln halten, sich integrieren. Einige Menschen haben den Begriff der Integration gleichgesetzt mit Assimilation. Es gibt bis heute eine kontroverse Diskussion um den Begriff der Integration. Für uns ist der Begriff mittlerweile überholt, zu fordernd und nicht mehr zeitgemäß. Der Integrationsprozess wird nun durch einen gesellschaftlichen Partizipations- und Mitbestimmungsprozess abgelöst. Die Begriffe „Migrant*in“ und „Nicht-Migrant*in“ sind in unserer post-migrantischen Gesellschaft überholt; Migration stellt ein umfassendes Kernelement Deutschlands dar.

 

Unsere neuen fünf Säulen

Bildung

Je höher die Bildung ist, desto größer wird die Fähigkeit, Verständnis für Zusammenhänge zu entwickeln und wahre Erkenntnisse zu gewinnen. Wir verstehen Bildung ganzheitlich, es geht um schulische und außerschulische Bildungsfragen. Unseren Zielgruppen ermöglichen wir ein vielschichtiges Bildungsangebot, das z.B. politische Bildung in Form von Bildungsfahrten nach Berlin ebenso umfasst, wie Nachhilfeangebote, einen Mathetag für Kinder mit dem Kopfrechenweltmeister oder einem „Soft Skill Kompetenzworkshops“. Bildung erweitert dementsprechend nicht nur unseren Horizont. Bildung erhöht auch unsere Möglichkeiten, uns auf dem Arbeitsmarkt für einen guten Job zu qualifizieren und ein zufriedenes, sowie sorgenfreies Leben zu führen. Bildung betrifft Fragen der Identität und des sozialen Zusammenlebens. Mit kostenlosem Zugang zu Bildung möchten wir auch die Chance für sozialen Aufstieg fördern.

Teilhabe

Für uns bedeutet Teilhabe, das Türen nicht verschlossen bleiben. Kinder aus sozialbenachteiligten Familien, können bei uns kostenlos an der Hausaufgabenhilfe teilhaben, an Sportprojekten und Freizeitfahrten teilnehmen. Menschen mit Fluchtgeschichte helfen wir bei ihrem Werdegang, junge Frauen empowern wir bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung für eine selbstbewusste Teilhabe an unserer Gesellschaft. Aber auch die Partizipation an Entscheidungsprozessen innerhalb unserer Angebote und in städtebaulichen Veränderungsprozessen in Tannenbusch stärken wir gezielt durch unsere Bildungsprogramme. So haben zum Beispiel unsere Jugendlichen beim neu geplanten Basketballplatz am Grünzug Nord mitgestaltet und mitentschieden.

Demokratie

Demokratie bedeutet wörtlich übersetzt „Herrschaft des Volkes“ und kommt aus dem Griechischen. In einer Demokratie haben alle Menschen grundsätzlich die gleichen Rechte und Pflichten. Bildung und Pädagogik orientierten sich an demokratischen Werten, wie Gleichheit aller Menschen und Solidarität, Mitbestimmung und Aushandlung, und Berücksichtigung individueller und sozialer Fähigkeiten und Ressourcen. Nach diesem Grundsatz werden unsere Bildungsprogramme und -projekte umgesetzt. Die Heranführung und Vermittlung dieser Werte passiert „auf Augenhöhe“, im Dialog sowohl zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als auch zwischen der Stadtgesellschaft, kommunaler Politik und Verwaltung.

Vielfalt

Wer einmal ins Roten Meer abgetaucht ist, wird die Unterwasservielfalt lieben. Aber auch an Land existiert eine enorme Vielfalt. In Bonn leben Menschen aus der ganzen Welt friedlich zusammen. Für uns bedeutet Vielfalt Bereicherung. Nicht nur Menschen, die viel reisen lernen neue Kulturen, andere Bräuche und Sitten kennen. Offenheit für kulturelle und persönliche Vielfalt (er)leben wir auch in Tannenbusch und darüber hinaus. In der Dr. Moroni Stiftung sind alle Menschen herzlich willkommen! Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Projekten mit den verschiedenen Zielgruppen wider. Wir fördern sowohl Projekte im geschützten Raum (z.B. Empowering junger Frauen) genauso wie Projekte der Begegnung (z.B. interkulturelles Kochprojekt). In Kooperation mit der Alice-Salomon Hochschule aus Berlin, wurden in unserer Stiftung über ein Jahr 15 Trainer*innen für Diversität und Interkulturalität ausgebildet und erfolgreich zertifiziert, worauf wir sehr stolz sind.

Sport

Sport ist Lifestyle, eine positive Einstellung zu Sport bedeutet mehr Gesundheit, mehr Lebensqualität und mehr Gelassenheit. Aus dem pädagogischen Blickwinkel hat Sport eine genauso große Wirkung. Sport vermittelt jungen Menschen Werte, wie Durchhaltevermögen, Respekt, Teamplay, Fairness, aber auch Frustrationstoleranz nach Niederlagen. Mit Gründung der Stiftung sind wir Teil des deutschlandweiten Programms „BasKIDball“, bei dem Kinder und Jugendliche im Konzept der „offenen Halle“ bewertungs- und stressfrei Basketball spielen und an ihren sportlichen und sozialen Kompetenzen arbeiten können. Auch unser Mitternachtssportangebot im Stadtteil hat sich seit Jahren etabliert und unterstützt kriminalpräventiv. Auch hier werden sportliche und soziale Kompetenzen niederschwellig gefördert, woraus sich Hilfe- und Beratungsbedarfe ergeben, die die Jugendlichen suchen und annehmen.